Eine befriedigende Sexualität erhöht unser allgemeines Wohlbefinden, sodass eine Störung der Sexualität uns körperlich und psychisch stark beeinträchtigen kann. Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass etwa 35 bis 50% der Allgemeinbevölkerung unter vorrübergehenden, sexuellen Funktionsstörungen leidet. Menschen mit psychischen Erkrankungen hingegen sind deutlich häufiger von anhaltenden sexuellen Funktionsstörungen betroffen. 50% der psychisch erkrankten Menschen leiden an persistierenden sexuellen Funktionsstörungen. Gesellschaftliche Tabus, eigene Schamgefühle und Versagensgedanken hindern uns häufig zusätzlich, miteinander ins Gespräch zu kommen und Lösungen zu finden.

Von sexuellen Funktionsstörungen sprechen wir, wenn sexuelles Verlangen, sexuelle Befriedigung und Orgasmus oder physiologische Reaktionen wie Erektion und Lubrikation anhaltend und in dem Maße ausbleiben, dass wir darunter leiden (ICD-10 Diagnoseklassifikation, F52). Am häufigsten sind nach klinischen Statistiken Störungen, die mit einem Ausfall der genitalen Reaktionen einhergehen (Erektion, d.h. steif werden des Penis und Lubrikation, d.h. feucht werden der Scheide). Hinter sexuellen Funktionsstörungen stehen meistens individuelle oder partnerschaftliche Probleme oder Konflikte, die psychotherapeutisch gelöst werden müssen, damit sich die Sexualität verbessern kann. Als hilfreich haben sich auch Entspannungsverfahren, Kommunikationstrainings, Aufklärung über konkrete sexuelle Funktionen und Mechanismen und der Abbau von Mythen und Schamgefühlen herausgestellt. Oft sind ungünstige Lernprozesse involviert, die eine gestörte Sexualität aufrechterhalten (z.B. Vermeidung, Selbstverstärkung).

Manchmal liegen jedoch auch medizinische Ursachen vor, die abgeklärt werden müssen. Wichtig zu bedenken ist die Veränderung sexueller Funktionen durch bestimmte Psychopharmaka. In er medizinischen und psychotherapeutischen Diagnostik ist es notwendig, gestörte Sexualität konkret zu erfragen, um Tabus und Schamgefühlen entgegenzuwirken.

Quellen: www.spektrum.de/lexikon/psychologie/sexuelle-funktionsstoerungen/14176 www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/ www.gesund.bund.de/icd-code-suche/f52