Interview mit Emily 

Hallo Emily, magst du dich kurz vorstellen und erzählen, wie lange du schon hier im Institut in Behandlung bist? 

Emily: Also ich bin seit einem Jahr circa im Institut. 

Therapeutin: Kannst dich dich erinnern, wann du bemerkt hast, dass eine große Veränderung in Bezug auf Corona beginnt und wie hat sich das angefühlt? 

Emily: Das habe ich so Mitte/ Ende Februar gemerkt, das hat sich beängstigend angefühlt. 

Therapeutin: So die Information, dass es nach Deutschland kommt, oder was hat sich da beängstigend angefühlt? 

Emily: Obwohl, das kam erst später, dass kam Mitte März, dass die Schulen geschlossen wurden. 

Therapeutin: Ja genau, das war Mitte März, da hat man gemerkt, dass was krasses passiert, ne? 

Therapeutin: Gab es Momente, an welchen es dir besonders schwergefallen ist, die Situation auszuhalten, und was hat dir in diesen Momenten geholfen? 

Emily: Wenn es total stressig wurde, also als wir total viel arbeiten mussten für die Schule, war es sehr stressig und dann habe ich einfach viel mit Leuten darüber geredet. 

Therapeutin: Das Homeschooling, war das was am anstrengendsten war? 

Emily: Ja genau, dass so viele Aufgaben auf einmal kamen. 

Therapeutin: Und wo du dann mit Freund:innen geredet hast, ist es dir hinterher besser gegangen? Weil es denen ähnlich ging? 

Emily: Ja genau, man konnte sich austauschen, wir haben uns gegenseitig unterstützt. 

Therapeutin: Wie hat sich der Lockdown denn auf deine Stimmung ausgewirkt und die Probleme, die du vorher schon hattest? 

Emily: Eher positiv. 

Therapeutin: Erzähl mal warum? 

Emily: Also, weil ich die Stresssituationen in der Schule nicht hatte, mit weniger Menschen Kontakt hatte… 

Therapeutin: Und das war das, was dir vorher schwergefallen war, also in die Schule zu gehen und das auszuhalten? 

Emily: Ja.

Therapeutin: Das heißt, es hatte erstmal was Positives.

Emily: Für mich schon, ja. 

Therapeutin: Und gab es dann einen Punkt wo du gemerkt hat, ohhh jetzt wird es wieder schwieriger? 

Emily: Im ersten Lockdown ja, da war es noch sehr ungewohnt, dass man so wenig Menschen gesehen hat und dann so lange auch nicht. Und im zweiten Lockdown dann eigentlich nicht, da wäre man gerne sogar noch länger zuhause geblieben. 

Therapeutin: Da hattest du dich dann richtig dran gewöhnt, ne? Gibt es was, was du in den letzten Monaten verpasst hast? 

Emily: So die lustigen Ereignisse, die man mit Freunden gemacht hat, Klassenfahrten und so was alles 

Therapeutin: Da ist richtig viel ausgefallen… 

Emily: Ja so vier, fünf Fahrten.. 

Therapeutin: Wie hat sich das denn auf dein Gefühl ausgewirkt, dass du das alles verpasst hast und auf dein Verhalten? 

Emily: Im ersten Moment, war es sehr enttäuschend und später hat man sich dann damit abgefunden, dass es halt nicht mehr nachgeholt wird. 

Therapeutin: Aber es ist ja schon traurig, oder? 

Emily: Ja 

Therapeutin: Wie denkst du, hat Corona dein Leben beeinflusst, was noch länger nachwirken wird? 

Emily: Meine Freundschaften sind enger geworden und die Menschen die mir guttun, mit denen bin ich enger zusammengewachsen und die Menschen, die mir weniger guttun, von denen habe ich Abstand gewonnen. 

Therapeutin: Es hat sich also sortiert, wer wichtig ist, ist geblieben und wer weniger wichtig war, ist noch weniger wichtig geworden. Was willst du in den nächsten Wochen machen, was in den letzten Wochen nicht möglich war? 

Emily: Mich mit gaaanz vielen Freunden auf einmal treffen. 

Therapeutin: Gibt es noch etwas, was ich nicht gefragt habe, was wichtig wäre zu wissen über die Corona Zeit? 

Emily: Also ich habe mich besser kennengelernt, weil man viel mehr Zeit alleine verbracht hat, da konnte man viel mehr darüber nachdenken, wer man eigentlich sein möchte. 

Therapeutin: Es ist so etwas Ruhe eingekehrt, wo man sich auf so wichtige Fragen besinnen konnte. 

Emily: Ja 

Therapeutin: Und du hast es dann auch ganz gut mit dir ausgehalten, es gibt ja auch welche, die es nicht so gut ausgehalten haben? 

Emily: Ja, es war entspannt.